Lindenblattsalat sorgt für Erstaunen

Gestern war ich bei einer Geburtstagsfeier. Dazu habe ich einen Salat aus Lindenblättern mitgebracht. Dies hat für großes Erstaunen gesorgt. Das wiederum hat mich überrascht. Anscheinend ist noch nicht überall bekannt, dass Lindenblätter, insbesondere frisch im Frühling gewachsene, sehr gut zu essen sind.

Die Zubereitung ist ganz einfach: frische Lindenblätter abzupfen (an den Enden der Triebe sind die ganz jungen weichen Blätter). Dann eine einfache Salatsauce dazu und fertig. Ich habe dieses Mal in die Sauce folgendes getan, es geht aber auch viel einfacher: Olivenöl, Balsamicoessig, Senf, Salz, Sahne, Ahornsirup, Birkenzucker

Als Baumart wählte ich die Winterlinde, wenngleich die Sommerlinde genauso gut schmeckt.
Im übrigen habe ich die Blätter nicht gewaschen, denn sie waren voll bepudert mit Buchenpollen, den ich gerne im Salat willkommen geheißen habe.

Etwas Hintergrundwissen:
Linden gehören zu den Lindengewächsen (Tilioideae) und diese wiederum zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae) in der Ordnung der Malvenartigen (Malvales).

In der Familie der Malvengewächse finden sich einige besonders interessante Nahrungspflanzen:
Linden
Malven
Hibiskus
Zistrose
Okra (Gemüse-Eibisch)
Kakao
Durian

Von den genannten Pflanzen eignen sich Linden, Malven und Hibiskus am besten für den Anbau in unserm mitteleuropäischen Klima wobei Zistrose und Okra bei ausreichender Wärme auch gedeihen können.

Die Malvengewächse haben herausragende Eigenschaften.
Dazu ein paar Zitate:

Linden – Verwendung in der Ernährung: Die hier genannten mitteleuropäischen Arten sind mild-aromatische Bäume, deren Teile man für Salate, Gemüse, Tee, Süßspeisen und Mehlbeimengungen verwenden kann.
Die Blätter nutzt man von Frühjahr bis Sommer zur Teegetränkbereitung. Auch trocknet und pulverisiert man sie, ebenso wie die Blatt- und Blütenknospen, um Getreidemehl daraus zu strecken. Die zarten faserarmen, frisch austreibenden Blätter im März und April sind recht eiweißreich und eignen sich hervorragend als Grundlage für Blattsalate (z.B. mit Sauerrahmdressing) sowie als Zutat für andere Salate und Rohkost. Weitere Zubereitungsmöglichkeiten: als Gemüsechips, in Bratlingen, als Brotteigbeigabe in Hausbrotmischungen oder oft auch als Beigabe in Knäckebrot; zu Eierspeisen wie Rührei oder Omelett, als zart-säuerliches oder Nussgemüse, als Kochgemüse besonders in Püree oder als Spinat sowie als Füllung für Gemüsestrudel, -taschen oder Lasagne. Sie werden Hackkräutermischungen, Saucen und Gemüsesuppen beigemengt oder auch als Sauerkraut eingelegt. Man kann sie in Teig ausbacken oder sehr große Blätter zur Herstellung von Blattrouladen verwenden.
Die Knospen sind in Überlebens-/Notsituationen im Winter eine hilfreiche ergiebige, milde Eiweißquelle. Die noch grünen, zarten Blütenknospen eignen sich circa im Mai als Salat. Typisch für die Linden ist die andickende Wirkung zarter Pflanzenteile, weshalb sie sich als Bindemittel für Suppen und Saucen eignen. Vor allem die jungen Blütenknospen empfehlen sich, samt der noch weichen Flügel und Stängel, feingeschnitten zum Binden von Saucen. Die Blüten können im Juni als Aroma für Schokolade, Tee, Gelee, Zucker und Sirup sowie für süße Dessert-Gerichte oder Limonaden verwendet werden. Nicht zu vergessen: Auch der Lindenblütenhonig bekommt durch das feine Aroma der Blüten seinen beliebten Geschmack. Doch es gibt auch deftige Gerichte mit Lindenblüten, wie z.B. Eierspeisen und Kräuterkäse. Nur eine kurze Zeit lang Ende Juni sind die kugeligen Samen ganz jung und weich und können wie falsche Kapern eingelegt werden. Die reifen Samen kann man von August bis September schälen und roh knabbern oder, nicht allzu ergiebig, ein Speiselöl daraus pressen.
Geschmacklich sind die Linden in allen Pflanzenteilen unübertroffen mild mit einer angenehmen, fast unmerklichen Säure. Beim Kauen sind sie samtig bis geschmeidig, da sie viele Schleimstoffe besitzen.
Zitat aus:
Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen, 2000 Pflanzen Mitteleuropas
Autoren: Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann, Roland Spiegelberger
AT-Verlag 2013, 700 Seiten

Wenn Kornblüter (Endivien, Kopfsalat, Chicorée) oder Malvengewächse (Blätter von Malven, Linden und Hibiscus-Pflanzen) zur Verfügung stehen, unterstützt man mit einer Hand voll Grün Magen und Darm. Kornblüter sind gute Präbiotika und liefern Inulin, einen Nährstoff für die guten Milchsäure- und Bifidobakterien. Malvenartige Blätter bilden Schleimstoffe zum Schutz der Magenschleimhaut und liefern zusätzlich Vitamin C und ein sehr ausgewogenes Aminosäureprofil.

Zitat aus: https://www.paleo360.de/gesunde-ernaehrung/5-gruende-gruenes-gemuese-zu-essen/

Malvengewächse: das Grundnahrungsmittel schlechthin
Malvengewächse werden schon in der Bibel als Lebensmittel erwähnt und galten viele Jahrhunderte hindurch als wichtiger Bestandteil der menschlichen Nahrungspalette. […]
Malvengewächse sind in nördlicheren Breiten im Handel weitestgehend unbekannt. Bestenfalls findet man in einem gut sortieren orientalischen Gemüsefachhandel grün geerntete Okraschoten. Wer keinen eigenen Garten hat, kann durchaus Malvengewächse in Blumentöpfen großziehen. Ansonsten bleiben zur Deckung des täglichen Bedarfs Lindenbäume, die man auch in der freien Natur finden kann. Als Nahrungsbaum ist er seit Urzeiten bekannt und wurde daher regelmäßig in und um Siedlungen angepflanzt. Heute gehört er immer noch zu den beliebtesten Laubbaumarten.
Die Blätter der Malvenartigen sollten im Rahmen einer Rohkosternährung das Grundnahrungsmittel schlechthin bilden. Sie stellen einen wesentlichen Antei innerhalb der Basisernährung dar, da sie in der Regel keinerlei Toxine oder andere schädliche sekundäre Pflanzenstoffe beinhalten. Stattdessen weisen sie durch ihre Inhaltsstoffe eine Fülle an Heilwirkungen und Nährwert auf:
* Durch ihren hohen Gehalt an Schleimstoffen wirken Malvengewächse reizmildernd und die Gewebe entspannend (erweichend). Alle Malvengewächse bilden bereits bei längerem Kauen im Mund leichten Schleim, der sich bei der Verdauung wie ein schützender Schleim auf unsere Magen- und Darmschleimhaut legt.
* Insbesondere die Blätter der verschiedenen Malvengewächse stärken und bauen den Körper auf. Sie enthalten u.a. Galaktose, einen Stoff, den man früher auch Hirnzucker nannte. Er beschleunigt die Heilung von Wunden, das Abklingen von Entzündungen, verbessert die Zellkommunikation und erhöht die Aufnahme von Calcium. In Tierstudien wurde nachgewiesen, dass er auch das Tumorwachstum und die Ausbreitung von Metastasen in der Leber hemmt. Außerdem verbessert er das Langzeitgedächtnis. Bei manchen chronischen Krankheiten wie Arthritis wurde meist ein niedriger Galaktosespiegel festgestellt.
*Außerdem ist das ausgewogene Eiweißprofil der Malvengewächse im Rahmen einer Rohkosternährung von Vorteil.

[…]

Die Linde ist ein in Europa weit verbreiteter Baum: Schon bei den antiken Griechen wurde er als Baum der Aphrodite verehrt. Bei den Germanen galt er als der heilige Baum der Liebes- und Glücksgöttin Freya. […]
Der Lindenbaum ist dafür bekannt, dass er bei Erkältung, gegen Entzündungen und Schmerzen wirkt, Hustenreiz lindert und allgemein beruhigend und krampflösend wirkt. Es werden die Blätter, die Blüten und die Samen mit ihrem 20%igen Ölgehalt verwendet (ähnliche Zusammensetzung und Verwendung wie Olivenöl).
In Lindenblättern ist ebenfalls Galaktose enthalten (siehe Abschnitt zu den Malvengewächsen). Galaktose kommt in großen Konzentrationen im Gehirn vor und wird deshalb auch Hirnzucker genannt. Sie fördert allgemein die Aufmerksamkeit und Denkprozesse und übernimmt wichtige Aufgaben bei dem Aufbau und Wachstum der Zellstrukturen des Zentralnervensystems.
Linden mögen wie Durianbäume und andere Malvengewächse keine Konkurrenz und sollen neben Buchsbäumen nicht gut gedeihen. Sind sie aber einmal an einem geeigneten Standort angepflanzt worden, können sie mehrere Jahrhunderte alt werden.
Lindenblätter sind eine ideale Basisnahrung: Sobald die Lindenbäume ihre Blätter tragen, esse ich von ihnen. Dabei nehme ich meist 10-15 Blätter und rolle sie zuammen, sodass ich in sie wie in einen weichen Riegel hineinbeißen kann. Sie können zur Vorsorge für den Winter auch Lindenlaub sammeln, trocknen und zerkleinert in Gläsern mit Twist-Off-Verschluss für die Bereitung von z.B. Rohkostbrot aufbewahren.
[…]
Meinem eigenen Empfinden und Recherchieren nach sind die Malvengewächse das Lebensmittel für den Menschen!

Zitat aus:
Das große Rohkostbuch, Autorin: Angelika Fischer
Windpferd Verlag, 488 Seiten

Ergänzung zum Thema Galaktose (Galactose):

Galactose dient als insulinunabhängige Energiequelle für das Gehirn und unterstützt somit die Konzentrationsfähigkeit als auch die Gedächtnisleistung. Die ist vor allem bei Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen von Relevanz, da diese oft Insulinresistenzen zeigen. So zeigen Studien an Ratten die positiven Effekte von Galactose für die Behandlung von kognitiven Defiziten und das Potenzial von Galactose bei der Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen.
Zitat aus: Wikipedia

Auch die englische Permakultur-Pflanzendatenbank www.pfaf.org bewertet die Winterlinde und Sommerlinde mit der höchsten Punktzahl für Essbarkeit.

Im übrigen kann man auch aus Linden Baumsaft gewinnen so wie auch bei Birken und Ahorn. Dies nutzt auch der Buntspecht indem er waagerechte Lochreihen in junge Linden schägt und das austretende Lindenwasser trinkt.

Ernteort der Lindenblätter für den Salat war übrigens mein (essbares) Lindenhaus im Waldgarten am Triesch:
www.naturbauten.org/lindenhaus.html

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