Vor ein paar Wochen bekam ich einen ungewöhnlichen Brief per „Infopost“. Als Absender wird der Abfallwirtschafts-Zweckverband (AZV) genannt. Im Text wird angekündigt, dass jeder Haushalt eine sogenannte Biotonne bekommen soll. Dem Brief ist noch ein Blatt beigelegt auf dem „Antrag“ steht:
Wie geht man mit so einem Schreiben um? Es regt sich ganz schön viel Aufregung bei den Nachbarn. Für das eigene Kompostieren soll man zahlen??? Die Aufregung hat es sogar in die Tageszeitung geschafft: http://tinyurl.com/hna-zur-biotonne
Hier meine Antwort:
Firma:
Abfallwirtschafts-Zweckverband Landkreis Hersfeld-Rotenburg (AZV)
D-U-N-S® Nummer 341274517
zu Händen des Vorstandes persönlich
Gerd Keidel / Georg Körner / Elke Künholz
Kleine Industriestraße 6
36251 Bad Hersfeld
Fax 06621 923737Datum: [22.09.2014]
Unser Zeichen: 2014-AZV-01
Betreff: Ihre Werbepost „BIOTONNE“Sehr geehrte Damen und Herren des Vorstandes, sehr geehrter Gerd Keidel, sehr geehrter Georg Körner, sehr geehrte Elke Künholz.
Vor ein paar Tagen bekamen wir ein ungewöhnliches Werbeschreiben mit Ihrem Absender.
Auf Ihrem Schreiben wird eine Objektnummer genannt: [xxxxxxxxx]Mein Schreiben wird lediglich zur Erfüllung des Schadensminimierungsgebotes gemäß §254 BGB an Sie gerichtet, und begründet ausdrücklich keine Geschäftsbeziehung mit der Firma „Abfallwirtschafts-Zweckverband Landkreis Hersfeld-Rotenburg (AZV)“ und stellt ausdrücklich kein Anerkenntnis deren Zuständigkeit in der oben genannten Angelegenheit dar.
Ihr Schreiben sowie Ihr Internetauftritt wirkt in vielerlei Hinsicht verwirrend. Es ist nicht ersichtlich wer das Schreiben abgesendet hat. Es ist nicht ersichtlich wer verantwortlich ist.
Laut Gewerbeauskunft UPIK lautet der Name des Hauptverantwortlichen: Gerd Keidel.
Als Tätigkeitsbereich Ihrer Firma ist 8711 (Ingenieurwesen) eingetragen.
Laut der Webseite http://www.azv-hef-rof.de/azv/adressen_und_links.php lautet der Name des Geschäftsführers: Georg Körner.
Laut der Webseite http://www.azv-hef-rof.de/azv/wir_ueber_uns.php lautet der Name der Vorsitzenden: Elke KünholzIch schreibe vorsorglich Ihnen, da Sie möglicherweise keine Kenntnis davon haben, dass Ihre Mitarbeiter in Ihrem Namen bzw. dem Ihrer Firma möglicherweise rufschädigend und strafrechtlich problematisch handeln.
Ihr Schreiben ist an die Mieter der Adresse xxxxxxxx gerichtet.
Auf dem Beiblatt mit dem Begriff „Antrag“ findet sich ganz unten ein Bereich in dem steht:
„Ort, Datum und Unterschrift Grundstückseigentümer(in)“Wenn Sie, warum auch immer, eine Unterschrift von einem Grundstückseigentümer wünschen, wieso schreiben Sie dann an die Mieter?
Leider kann ich Ihnen nicht mitteilen wer der Grundstückseigentümer ist, bzw. ob es überhaupt einen rechtmäßigen Grundstückseigentümer gibt da ich nicht weiß ob der Vermieter auch Grundstückseigentümer ist.
Ihr Schreiben ist inhaltlich zum Thema „Kompostierung“ für meine Wahrnehmung widersprüchlich bzw. unklar formuliert.
Zum einen schreiben Sie von „biologisch abbaubaren Abfällen“, andererseits sollen keine Steine in die „Biotonne“ gegeben werden. Es ist jedoch längst bekannt, dass Lithobionten Gesteine zersetzen und so zur Humusbildung beitragen. Steine sind „biologisch abbaubar“. Es kommt nur auf den zu betrachtenden Zeithorizont an über den Sie jedoch keine Aussage in Ihrem Schreiben treffen.Andererseits erlauben Sie für Ihre „Biotonne“ Obstschalen und Gemüsereste ohne einen Hinweis darauf zu geben, dass nur biologisch angebautes Obst und Gemüse „schadlos kompostiert“ werden kann wie Sie es von den Antrag stellenden „Eigenkompostierern“ verlangen.
Durch Nicht-Bio-Nahrungsmittel kommen beispielsweise Arsen, Cadmium, Fungizide, Glyphosat, Neonicotinoide, Silikone (E900) und vieles mehr an die ursprünglich biologisch kompostierbaren Substanzen. Nicht alle der Produkt-Zusatzstoffe, bzw. Reste der agroindustiellen Massenvergiftung sind „schadlos kompostierbar“.
Haben Sie eigentlich eine Zulassung den geschützen Begriff „Bio“ für Ihre Plastiktonne zu benutzen? Trägt diese Tonne das Biosiegel? Ist sie aus Bio-Kunststoff? Ist sie zumindest schwermetallfrei? Ist die Tonne kompostierbar? Oder werden die vielen angebotenen „Biotonnen“ eines Tages auch nur wieder Plastikmüll werden?
Ihre Werbepost ist eindeutig als handelsrechtliches Angebot einer privaten Firma erkennbar und bietet zwei Artikel zum Abonnement:
Biotonne für 50,40 Euro jährlich
Antrag stellen als „Eigenkompostierer“ für 12 Euro jährlichAn beiden Artikeln habe ich kein Interesse.
Sie bieten auch an, dass Sie eine (vermutlich nicht kompostierbare) Plastiktonne auf das von uns gemietete Grundstück stellen. Dieser Artikel wird weder gewünscht noch gebraucht und wurde nicht bestellt. Das Abstellen einer derartigen Tonne betrachte ich als unerlaubte Abfallentsorgung mit der ich gegebenenfalls entsprechend umgehen werde.
Als Mensch („human“ hat gleichen Wortstamm wie „Humus“) kompostiere ich seit jeher all jenes was schadlos kompostierbar ist. Beispielsweise entferne ich von Bio-Bananen-Schalen den Aufkleber „Bio“ weil sich dieser in Rotte-Experimenten als nicht kompostierbar herausgestellt hat. Diese Aufkleber entsorge ich im gelben Sack. Mir wurde dieses bewußte Verhalten durch Eltern, Großeltern und Urgroßeltern „in die Wiege gelegt“. Gleichzeitig lernte ich durch meine Ahnen auch Respekt vor anderen Glaubensrichtungen. Wie Sie beispielweise glauben, dass hegemoniale Machtausübung hilfreich ist um Menschen zu sinnvollem Verhalten zu bewegen, dann kann ich Ihren Glauben respektieren ohne ihn jedoch zu teilen.
Mit freundlichen Grüßen
xxxxxxxxx
Without prejudice UCC 1-308PS: Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt und trotzdem gemäß §126 BGB unterschrieben, wofür um Verständnis gebeten wird, vielen Dank!
Und neulich, als ich noch eben das Straßenlaub in die braune Tonne schaufelte, sagte der Müllmann: Das wird verbrannt. Ja wozu denn getrennt sammeln?
Sehr gut!
Allerdings habe ich weniger Respekt als Du vor diesem Glauben, daß man versucht von Tausenden Leuten Geld fürs selber kompostieren zu verlangen.
Danke auch für den noch nie gehörten Gedanken, was eigentlich an diesen Plastiktonnen bio sein soll. Werd ich mir für passende Gelegenheit aufheben.
ja, und was ist mit der „Zwangsabgabe“ für Selbstkompostierer?
Die Firma beruft sich ja auf ein Kreislaufwirtschafts-Gestetz und spielt sich als deren Kontrolleur und Vollstrecker auf.
Kann mir kaum vorstellen, dass die einen Auftrag dazu haben, oder?????
Und was passiert, wenn man da nicht mitmachen will?
Man kann auch fragen: Was passiert, wenn man da mitmacht? Antwort: Wer sich wie ein Sklave verhält, erwirbt damit das Recht als Sklave behandelt zu werden. Die Folge: Immer mehr Fremdbestimmung, Zwangsabgaben, etc. Genauso wenig wie wir genau wissen können was als nächste Sklaven-Quäl-Methoden kommen wissen wir auch nicht genau was passiert wenn man aus dem Sklaven-Spiel aussteigt. Mir gefällt jedoch die Richtung des nicht-mehr-mitmachens-bei-der-Unterwürfigkeit besser auch wenn ich nicht weis was kommt.
Interessant!
Gibt es bereits eine Antwort der AZV? Mich würde interessieren, was bei diesem konkreten Fall von „Anecken“ passiert 🙂
Herzliche Grüße!
Hallo Konstantin,
..zwar ein älterer Artikel, aber auch von mir interessehalber gefragt: Gab es eine Antwort seinerzeit vom AZV und magst Du diese hier einstellen?
Viele Grüße,
Sven
Hallo Sven,
es haben sich so viele beschwert, dass das Konzept geändert wurde.
Welchen Anteil daran mein Brief hatte, weiß ich nicht.
Auf jeden Fall haben wir keine Biotonne und zahlen nicht für die Bereithaltung der Möglichkeit. Es kam auch kein Kontrolletti vorbei um zu sehen, dass wir korrekt kompostieren.
Viele Grüße Konstantin
Hi Konstantin,
supi, vielen Dank für die fixe Antwort.
Na dann lief es doch quasi „im Sinne der Schöpfung“…..:)
Ich vermute mal, Deinen Brief hatte seinerzeit dort eh niemand inhaltlich verstanden.Man ist es ja nicht gewohnt, das sich Mitmenschen auch mal Gedanken über den Tellerrand hinaus machen.
Alles Gute!
VG,
SVen