Kann man den Murray-Gell-Mann-Amnesie-Effekt vermeiden?

Jetzt komme ich aber mit einem sehr sperrigen Begriff daher, mag sich der eine oder andere Leser denken…
Nun, es gab den Physiker Murray Gell-Mann, der 1969 den Nobelpreis für Physik bekam bzgl. seinen Arbeiten an Elementarteilchen und deren Wechselwirkungen.

Neben diesen Wechselwirkungen im aller kleinsten Bereich beobachtete er auch ein Phänomen in trivialem Umfeld:

Kurz gesagt, der Murray-Gell-Mann-Amnesie-Effekt sieht folgendermaßen aus. Sie schlagen die Zeitung auf und lesen einen Artikel über ein Thema, das Sie gut kennen. Sie lesen den Artikel und stellen fest, dass der Journalist weder von den Fakten noch von der Thematik etwas versteht. Oft ist der Artikel so falsch, dass er Ursache und Wirkung in ihr Gegenteil verkehrt. Ich nenne das die “Nasse Straßen verursachen Regen”-Geschichten. Die Zeitung ist voll von ihnen. In jedem Fall liest man mit Verärgerung oder Belustigung die zahlreichen Fehler in einer Geschichte, blättert dann zu den nationalen oder internationalen Angelegenheiten und liest, als ob der Rest der Zeitung irgendwie genauer wäre als der Unsinn, den man gerade gelesen hat. Man blättert die Seite um und vergisst, was man weiß.

Zitiert, übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version) und gekürzt von hier:
http://harmful.cat-v.org/journalism/gell-mann-amnesia-effect

Es gibt (wenige) weitere Stellen, an denen über diesen Effekt geschrieben steht, beispielsweise hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Murray_Gell-Mann#Trivia
https://phwampfler.medium.com/der-gell-mann-amnesia-effekt-b6704ee7d21c
https://www.danisch.de/blog/2021/12/07/die-verlorene-ehre-der-wissenschaft/
(über die Seite von Herrn Danisch habe ich zum ersten Mal davon gelesen)

Meine Frage ist: Kann man diesen Effekt vermeiden?

Ich sehe mehrere Möglichkeiten:

  1. Man hat keinerlei Kompetenz in jeglichem Fachgebiet (dann kann man alles glauben)
  2. Man hat jegliche Kompetenz in allen Fachgebieten (dann sieht man überall die Fehler und Lügen)
  3. Man liest keine Zeitung mehr

Gibt es weitere Möglichkeiten?

1 Gedanke zu „Kann man den Murray-Gell-Mann-Amnesie-Effekt vermeiden?“

  1. Das, lieber konstantin, beobachte ich leider nicht nur beim lesen von Zeitungen und weiteren Medien, sondern immer verstärkter in der Kommunikation mit meinen Mitmenschen. In meinem Fall besonders stark im Beruflichem (Bautechnik / Baustelle), ich kann mich kaum noch verständlich machen. Selbst unter “zur Hifenahme” bunter Bilder wird es schwierig. Ich beobachte, bereits schon vor “C” einen massiven Verfall der Kompetenz in diversen Baufächern. O-Ton eines Geschäftsführers: “Fachkompetenz wird überbewertet” und genauso werden auch die sogenannten “Führungspositionen” besetzt. Die Zeichnungen werden immer schlechter, die Leistungsbeschreibungen werden immer schlechter usw. usw.. Ich bin immer wieder erstaunt, das ein Gebäude überhaupt noch fertig gebaut werden kann. Viele meiner Mitmenschen sind nicht mehr in der Lage etwas, was länger als eine A4 Seite ist zu lesen, geschweige denn den Inhalt zu verstehen.

    Die Medienartikel und Medienauftritte sind mittlerweile so IRRE, aber ausser mir, scheint das überhaupt niemand zu bemerken . . .

    Ganz liebe Grüße,
    ich lese Deinen Blog immer gerne,
    zeigt es mir doch, es gibt doch noch Menschen, die bei klarem Verstand sind,
    maya

    *****
    Liebe maya,

    danke für diese Rückmeldung. Ja, das Phänomen kenne ich, daß längere Texte nicht mehr von jedem verstanden werden können. Aber genau deshalb schreibe ich längere Texte und auch kompliziertere Sachverhalte, damit diejenigen, die noch bei klarem Verstand sind, weiterhin im Training bleiben. Wir alle werden diejenigen, die noch denken können, sehr dringend brauchen, und zwar nicht nur zum Hausbau, aber auch dafür.
    Viele Grüße
    Konstantin

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