Text des HR-Radio Beitrages

Letzten Samstag 12:14 Uhr waren die Naturbauten im Radio. Hier ist der gesendete Wortlaut.

Anmoderation

Nentershausen: Das ganz andere Baumhaus….

Ökologische Architektur liegt voll im Trend. Ein ökologisches Haus besteht aus umweltfreundlichen Materialien und hat vielleicht ein begrüntes Dach. In Nentershausen-Triesch im Landkreis Hersfeld-Rotenburg entstehen Häuser aus purer Natur. Sie wachsen ganz von selbst, denn ihre Wände sind Bäume: Esche, Rotbuche, Linde und vier andere Arten. Der Architekt und Stadtplaner Konstantin Kirsch hat sie als Langzeit-Forschungsprojekt gepflanzt. Petra Klostermann hat sich seine Baumhäuser angesehen:

Interview durch Petra Klostermann

Von der Landstraße führt ein schmaler Trampfelpfad in eine andere Welt. Wo noch vor zehn Jahren ein Rapsfeld war, wuchert jetzt saftiges Grün. Bei näherem Hinsehen entdeckt der Besucher Vogelbeerbäume und Haselbäume, die auffallend im Kreis stehen. Ihre Wipfel sind zusammengebunden: Häuser aus lebendigen Bäumen. Konstantin Kirsch hat einen lange gehegten Traum verwirklicht:

O-TON 1: (17“) Ich hatte schon immer so eine gewisse Neigung zum Thema Hüttenbauen und Häuser mal konstruieren, und dann habe ich vor 21 Jahren mal entschieden: ich werde Häuser anlegen, die lebensfreundlichsten was möglich ist, und da bin ich relativ schnell gekommen auf das Thema: lebensfreundlich sind die, die selber leben.

Noch pfeift der Wind durch die Wände, aber das gibt sich mit der Zeit, sagt der Architekt:

O-TON 2: (21“) Die Bäume, die stehen jetzt auf 10 cm Abstand, und dadurch entstehen dann Gitterstrukturen, wo dann diese Maschen etwa 10 x 10 cm groß sind, und durchs Dickenwachsen werden diese Maschen im Lauf der Jahrzehnte immer kleiner, weil die Bäume immer dicker werden, und in einer gewissen Zeit – wir werden sehen, 10, 20, 30 Jahre, dann ist das Ziel, dass es eine am Stück gewachsene Fläche aus Holz wird.

Auch die Fenster müssen erst zurechtwachsen:

O-TON 3: (24“) Das Fenster hat eine Rautenform, also unten Spitze und oben Spitze und hier sieht man, wie die Seitenwand hier dann aufhört, und in der Mitte ist dann der Hohlraum. In diesem Hohlraum kommt dann z.B. aus Eichenholz ein stabiler Fensterrahmen, der einwächst, beim Einwachsen sich bißchen noch verziehen kann, und wenn er dann die endgültige Form angenommen hat, kann ein ganz normaler, ein üblicher Schreiner da ein Fenster maßangefertigt einpassen.

Der selbsternannte Häuserpflanzer zeigt seine Bauten gern angemeldeten Besuchern. Die Hobbygärtnerin Lieselotte Schmidt aus Bebra hat den Naturpark auf sich wirken lassen:

O-TON 4: (6“) Die Idee ist nicht schlecht. Also es ist vor allen Dingen sehr schön anzugucken, sage ich mal so. In der Natur, wirklich schön.

Konstantin Kirsch hat durchaus Mitstreiter. Doch die Schönheit der Baumhäuser konnte Hermann Block aus Bad Arolsen erst hinterher genießen. Beim Lindenhaus legte der Gärtnermeister nämlich selbst mit Hand an. Das war ziemlich anstrengend:

O-TON 5: (20“) Wir hatten Leitern und Seile und Stricke, und es waren noch zwei, drei Leute dabei, und dann haben wir mit vereinten Kräften feste arbeiten müssen. Jedes einzelne Gehölz in die richtige Richtung bringen. Das kostet dann auch schon Kraft, ja. Man hat sich dann auch mal die Finger eingeklemmt. Man musste das ja dann auch irgendwo festmachen.

Konstantin Kirsch baut die Häuser nicht nur zum Spaß, sondern als Forschungsobjekt:

O-TON 6: (16“) Das Forschungsziel ist winterfest bewohnbare Häuser, d.h. ich erforsche den Baustoff lebendes Holz wie ich mit dem Holz umgehen kann, welche Baumarten, welche Pflegeweisen nötig sind, dass wirklich wind- und regendichte Raumkuppeln entstehen.

Ob das realistisch ist, daran hat Hermann Block seine Zweifel:

O-TON 7: (10“) Also ich denke eher, das ist geeignet für Gartenlauben oder so was. Das ist was luftiges, was leichtes, was freies. Da lasse ich mich einfach mal überraschen, was möglich ist.

Bis der Häuserpflanzer in seine Baumhaussiedlung einzieht, muss er auf jeden Fall noch einige Jahre im herkömmlichen Blockhaus wohnen.

Abmoderation:
Die Baumhäuser von Konstantin Kirsch sind auch im Internet zu sehen, unter www.naturbauten.com

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