Wie sich mein Großvater dem NS-Regime widersetzte

Ich bin Stolz auf meinen Großvater: Er widersetze sich den Vorgaben des damaligen Systems so gut er konnte.

Zum einen rettete er seine Frau, meine Großmutter vor dem KZ. Es hatte sich ergeben, daß meine Großmutter im Traum Bilder sah von Fabriken mit Schornsteinen und statt Rauch kamen aus den Schornsteinen Knochengerippe. Seinerzeit wusste niemand von den KZs. Meine Großmutter hatte aber wohl eine Ahnung was passiert, oder sie war hellsichtig, wie sonst konnte sie diese Bilder sehen? Vorab hatten die Finanzkrisen 1923 und 1929 meiner Großmutter schon zugesetzt. Insgesamt gesehen waren die Auslöser ihrer Nervenkrise vielfältig. Auf jeden Fall kam sie in die Psychiatrie, in Gummizellen, Dampfbäder und so weiter. Man wollte es ihr austreiben, daß sie etwas sieht, was es doch gar nicht geben würde. Die Ärzte wollten meine Großmutter noch länger behandeln, doch meine Großmutter hatte es sich fest vorgenommen zu Weihnachten wieder nach Hause zu kommen und hat es geschafft sich derart zu verhalten daß mein Großvater sie zu Weihnachten abholen konnte. Wenige Tage später war die ganze Psychiatrie leer: man hatte alle Insassen verschwinden lassen, wahrscheinlich in ein KZ.

Diese eine Tat kann man noch sehen als Eigennutz, Eigeninteresse, er wollte seine Frau einfach an Weihnachten zu hause haben. Das Risiko für ihn war gering. Die zweite Tat, an deren Erzählung ich mich gut erinnere, war dagegen sehr gefährlich, ja lebensbedrohlich:

Meine Großeltern lebten in einer großen Stadt in Norddeutschland. Mein Großvater war Bildhauer und hatte einen Laden mit Schaufenster. Stück für Stück hatten immer mehr Schaufenster in der Auslage Hakenkreuze. Mein Großvater weigerte sich dies auch zu tun. Andere Ladeninhaber weigerten sich auch im Schaufenster die Zustimmung zum NS-Regime zu bezeugen – und waren über Nacht spurlos verschwunden. Mein Großvater weigerte sich trotzdem strickt dagegen sich für das Regime zu bekennen. Sein Schaufenster blieb frei von Hakenkreuzen. Er bestand darauf, daß er als Künstler unpolitisch sei und sich keiner Partei unterordnet. Diese Narrenfreiheit des Künstlers wurde schließlich geduldet.

Auch wenn es nur kleine Taten waren, ich bin stolz auf ihn. Hätten viel mehr Menschen, die breite Masse, diesen Mut zu zivilem Ungehorsam bewiesen, wäre womöglich schlimmeres verhindert worden.

Unerfreulicherweise sehe ich heutzutage, grob 80 Jahre später, ein ähnliches Muster wiederkehren: Statt Zivilcourage zu zeigen läuft die Masse den Parolen und der Propaganda hinterher. Ein typisches Beispiel sehe ich im sogenannten “Klimaschutz”. Dieses Thema ist mittlerweile so grotesk geworden, da staune ich fast täglich neu. Das Klima zu schützen geht am besten mit Baumpflanzungen, Humusaufbau, Wasserflächen bis hin zu Bildungmaßnahmen, in denen Menschen wieder Kontakt zur Natur bekommen. Die Medien haben jedoch das wichtige Thema Klima reduziert auf CO2, und daß man dies reduzieren müsse. Und wenn dazu Wälder fallen wegen Windkraftanlagen, wenn dazu die Freiheit des Einzelnen eingeschränkt wird, wenn quasi eine Klima-Öko-Diktatur errichtet wird, dann klatschen alle Mitläufer anstatt inne zu halten und mal zu überlegen, daß ihr eigener Körper, ja das ganze Leben, auf Kohlenstoffbasis aufgebaut ist, wie eigentlich Photosynthese funktioniert, was Klima eigentlich ist und was wirklich helfen könnte. Und wenn dann ein paar Gärtner daher kommen, und sagen: Im Garten liegt die Lösung! Dann werden sie verunglimpft, ausgegrenzt und diffamiert. Man sei ja technikfeindlich, und wahrscheinlich Nazi, wenn man die eigene Scholle beackern wolle. Die Wahrheit ist vielleicht ganz anders: Man will keine Diktatur, weder eine NS-Diktatur, noch eine Konsum-Diktatur, noch eine Klima-Diktatur. Doch was ist, wenn jemand die Wahrheit sagt? Der braucht ein schnelles Pferd…

1 Gedanke zu „Wie sich mein Großvater dem NS-Regime widersetzte“

  1. Ich bin so froh über jeden und jede, der oder die sich wirklich, tiefergehend und liebevoll, mit diesem Klimathema, dem Wissen und Unwissen, was da ist und den Debatten und Entwicklungen darumherum, auseinander oder besser gesagt zusammensetzt.
    Habe jetzt bestimmt drei Jahre oder länger gebraucht, mir einigermaßen mein eigenes größeres Bild zu machen, was los ist, was gespielt wird, durch die Infosalate und -fragmente zu waten, mich zu orientieren, gute und umfassende, verbundene Informationen zusammenzufinden, die für mich Sinn ergeben.
    Jetzt ist mein Herz ruhig und mein inneres Wissen (nicht unbedingt gleichzusetzen, mit dem, was ich an Fakten äußern kann) auf einem Stand, dass ich mich orientiert fühle und neue oder alte Infos für mich einordnen kann.
    Deine Prozesse und die Texte hier dazu haben mir dabei viel geholfen.
    Danke, Konstantin, für diesen Deinen berührenden Blogeintrag und überhaupt Deinen Blog…
    Uta

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