Anastasia: die Entstehung des Staates Ägypten

Es gelang meinem Urvater, aus verschiedenen Stämmen elf lyrische Dichter und sieben Priester zusammenzubringen, die bereit waren, seine Botschaft zu hören. Sie trafen sich an einer abgelegenen Stelle in der Wüste. […] Der älteste der Priester sprach zu meinem Urvater: ‹Wenn du tatsächlich Wissen von jener Kraft hast, dann teile es mit uns. Und wenn man mit ihrer Hilfe einen funktionierenden Staat errichten kann, so sollst du mit uns in diesem Staat leben, und wir wollen gemeinsam die Gesetze des Staates erlassen.›
‹Deshalb habe ich mich ja an euch gewandt – um euch von dieser besonderen Kraft zu berichten›, erwiderte mein Urvater. ‹Doch zuvor möchte ich euch bitten, mir einen Herrscher zu nennen, der ehrlich ist und nicht machtbesessen, der seine Familie liebt und der den Wunsch nach Frieden im Herzen trägt.›
Der alte Priester antwortete, er kenne einen Herrscher, der alle Schlachten meide. Sein Volk aber sei klein, und weil in seinem Reich die Krieger nicht verherrlicht würden, gebe es dort auch nicht viele von ihnen. Um Kämpfen aus dem Wege zu gehen, sei sein Volk gezwungen, ständig umherzuziehen. Manchmal nähmen sie es dabei in Kauf, gute Ländereien zu verlassen und gegen schlechtere zu tauschen. Der Häuptling jenes Stammes trage den Namen Aigip.
‹Dann soll jener Staat Ägypten heißen›, sagte mein Urvater. ‹Ich werde euch drei Lieder vorsingen. Ihr Sänger, singt bitte den Menschen in allen Stämmen diese Lieder vor. Und ihr Priester, gehet zum Lande Ägypten und lasset euch dort nieder. Von überallher werden Familien zu euch kommen. Ihnen erklärt eure guten Gesetze!›
Dann sang mein Urvater den Zuhörern seine drei Lieder vor, und vor ihrem geistigen Auge entstanden drei Bilder. Das erste war das eines rechtschaffenen Herrschers, genannt Aigip, das zweite das einer zufriedenen Menschheit und das dritte das einer glücklichen Familie.
Die Wörter in den Liedern waren den Zuhörern bekannt, aber die Art und Weise, wie sie miteinander kombiniert waren, war so außergewöhnlich, dass sie alle wie gebannt zuhörten. Und dann die bezaubernde Melodie und die Stimme meines Urvaters – jedes der Lieder war eine faszinierende Anrufung, die in den Herzen der Zuhörer höchst lebendige Bilder heraufbeschwor.
Eigentlich gab es den Staat Ägypten noch gar nicht, auch waren dort noch keine prachtvollen Tempel errichtet, doch mein Urvater konnte die Folgen der zu einer Einheit verwobenen menschlichen Gedanken und Träume sehen. So also sang mein Urvater mit großer Inspiration, denn er kannte die ungewöhnliche Kraft, mit der uns unser großer Schöpfer alle ausgestattet hat. Und er besaß jene Kraft, die den Menschen von allen anderen Geschöpfen unterscheidet, die ihm Macht über alles verleiht und durch die er zu Recht ein Sohn Gottes und ein Schöpfer genannt wird.

Zitat aus: Band 4, Seite 94

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