Wenn Waldwirtschaft den Boden zerstört

Seit einiger Zeit beobachte ich, von geringer Entfernung aus, die Entwicklung eines Waldstückes. Vor kurzem starben dort die Bäume durch Trockenheit, Windbruch usw. Mit schwerem Gerät wurde alles Holz abgefahren und die Fläche verbuschte. Vermutlich wollte die Forstverwaltung, daß neu aufgeforstet wird. Auf jeden Fall war plötzlich ein Teilstück dieser Buschland-Fläche komplett ohne Bewuchs, blanke Erde wurde sichtbar. Das spezielle an diesem Waldstück ist die Neigung. Die Hanglage ist beträchtlich. Wie man auf dem Bild sehen kann wurde hangabwärts bearbeitet:

Auch im noch verbuschten Bereich, Mitte und rechts im Bild, sieht man die Fahrspuren, die hangabwärts gehen.

Von einer anderen Perspektive aus sieht man die Hangneigung besser:

In der vergangenen Woche hat es in unserer Region ca. 100mm geregnet. Für einen älteren Wald ist das locker zu schlucken. Auch eine gut gepflegte Wiese kann 100mm locker aufnehmen. Offener Boden kann das jedoch nicht. Erst recht nicht bei Neigung.

So beschloss ich, mir die Lage an diesem Hang mal von der Nähe aus anzusehen. Zuerst ein Blick von der anderen Seite aus. Bei genauem Hinsehen sieht man unten am Hang schon helle Flecken:

Direkt vor Ort sah ich unten schon abgespülte Erde:

Solche Bilder kannte ich bisher nur von Maisäckern…

Und nun noch weitere Bilder dieser menschengemachten Katastrophe:

 

Mit Hilfe einer mitgebrachten Neigungswasserwaage habe ich das Gefälle gemessen: ungefähr 20°, das entspricht ca. 35% Gefälle!

Humus baut sich nur langsam aus. Waldboden entsteht über Jahrhunderte! Und dann schwämmt es ihn innerhalb von Tagen hangabwärts – nur wegen falscher Bewirtschaftung mit schwerem Gerät durch Menschen! Man bedenke, daß Erosion schon bei geringstem Gefälle entstehen kann. Spätestens ab 4% Gefälle wird es bei offenem Boden kritisch!

Viel passender wäre gewesen waagerecht, also entsprechend der Höhenlinien, schmale Streifen, beispielsweise 50cm breit, zu bearbeiten und dazwischen einen Meter breite bewachsene waagerechte Streifen zu belassen. Das reicht zum Bepflanzen und es würde der Humus maximal 50 cm weit in den nächsten Grünstreifen geschwämmt werden. Man kann im übrigen auch direkt in Buschwerk Bäume pflanzen oder säen. Die Natur macht es sowieso auf diese Weise.

Wald ist eigentlich ein gutes Beispiel für Permakultur, also nachhaltige Landwirtschaft. Dies gilt jedoch nur bei passender Bewirtschaftung.

*** Nachtrag vom 7.8.2023 ***

Gestern Abend regnete es mal wieder stark, so habe ich vor Ort noch mal Bilder gemacht und einen kleinen Film gedreht:

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