Werden Landwirte durch Schaden klug?

Gestern gab es in der Gemeinde Nentershausen Hagel und Starkregen. Eigentlich nichts ungewöhnliches. Hagel und Starkregen kommt gelegentlich vor, das ist keine Neuerfindung von Petrus. Solch ein Ereignis wird dann “Unwetter” genannt, wobei es einfach zu den natürlichen Möglichkeiten des Wetters zählt.

Als Feuerwehrmann war ich über 4 Stunden im Einsatz. Mehrere Keller waren voll Schlamm gelaufen.

Hier ein Bericht von Osthessen-News, insbesondere die ersten 3 Sekunden sind wichtig. Man sieht, wie ein Schlammfluss aus einer Hausstüre strömt und man sieht den Maisacker, aus dem die Katastrophe seinen Lauf nahm:
https://osthessen-news.de/n11590109/schwere-gewitter-hagel-starkregen-nach-hitze-unwettereinsatze-in-der-region.html

In dem zugehörigen Text steht: Als Hauptursache für diese schlammige Flut, die durch das Haus lief, machte Bürgermeister Ralf Hilmes noch kurz nach dem Unwetter einen Maisacker oberhalb der Wohnhäuser aus, denn da konnte man genau den Weg, den die Schlammflut genommen hatte, sehen.”

Während dem Einsatz war ich zur Erkundung der Lage von dem betroffenen Haus den Hang nach oben gelaufen, immer dem fließenden Schlammstrom entlang, ich sollte sehen, ob es eine Möglichkeit gäbe, die Wassermassen zu stoppen oder umzulenken. Allerdings gab es das nicht. Ungefähr 5 Hektar Ackerfläche liegen wie ein Trichter so, dass der Wasserabfluss über eine Wiese und ein kleines Wäldchen genau auf die Häuserzeile führt. Bei Starkregen müssen die Wassermassen genau so fließen, wie sie fließen. Das ist simple Physik, Naturgesetz. Das hat nichts mit Klimawandel oder so zu tun. So wie die Landschaft gestaltet ist (z.B. keine Hecken, keine Wasserhaltemulden) und wie die Landwirtschaft betrieben wird (großflächiger Maisacker mit Pflanzreihen hangabwärts) MUSS es zur Katastrophe kommen UND es wird zu weiteren Katastrophen kommen.

Ich hatte zuerst überlegt als Titel für den Blogbeitrag zu schreiben: “Katastrophe by Design”

Mit Permakultur-Design und Permakultur-Landwirtschaft hätte es diese Katastrophe nicht gegeben.

Die Zerstörungslandwirtschaft hingegen produziert Schaden:

  • Humusabbau
  • Oberbodenverlust
  • weggespülte Pflanzen
  • Wasserverlust (stark verminderter Neuaufbau von Grundwasser)
  • Ernteverlust durch Dürre (Boden hält kein Wasser)
  • Schlamm auf Wegen
  • Schlamm im Straßengraben
  • Schlamm in Häusern, Kellern, Garagen
  • zerstörte Häuser
  • zerstörte Inneneinrichtungen
  • zerstörte Hoffnungen
  • Hochwasserschäden flussabwärts
  • Kosten für Feuerwehr und Rettungsdienste
  • höhere Versicherungskosten
  • höhere Versicherungsbeiträge
  • höhere Staatskosten
  • höhere Steuerlast
  • höhere Staatsverschuldung
  • und vieles mehr

Erosion im Maisacker:

Schlamm auf dem Weg:

Überblick (nur die untersten Pflanzreihen laufen quer zum Hang, die große Fläche rechts ist hangabwärts ausgerichtet):

Spur der Schlammlawine über die Wiese runter ins Tal zu den Häusern:

 

Und ALLE Zerstörung hätte vermieden werden können mit sachgerechter Anwendung von Permakulturwissen!

Es wäre interessant zu erfahren ob der verursachende Landwirt für all die Schäden aufkommen muss!
Verursacherhaftung?

Oder wird der Landwirt keine Haftung zu tragen haben, weil die Landwirtschaft ja ach so wichtig ist, … ?

Nein, Zerstörungslandwirtschaft ist nicht wichtig, sie trägt keinen Beitrag für die Nahrungsversorgung der Menschheit, sie zerstört vielmehr die Lebensgrundlage und damit die Zukunft.

Ich könnte den Landwirt und die Gemeinde beraten, so dass diese Art an Katastrophen nie wieder geschehen werden, selbst wenn noch stärkere “Unwetter” eintreten. Allerdings müsste ich dazu gehört und meine Empfehlungen müssten auch umgesetzt werden. Mal sehen ob langsam Interesse an Permakultur wächst oder ob weiterhin Beratungsresistenz die Oberhand behält.

Man könnte, wenn man wollte, sogar noch mehr! Man könnte, die Landschaft in paradisische Gärten verwandeln. Man könnte den Hang so formen, behandeln, bepflanzen und bewirtschaften, dass im Lauf der Zeit mehrere Trinwasserquellen den Häusern zur Verfügung stehen. Aber wen interessiert das schon, wenn doch das Wasser aus dem Leitungswasserhahn kommt und die plastikverschweißte Nahrung aus dem Supermarkt?

Es wäre alles ziemlich leicht zu regeln, und ich weiß, dass mir schon mehrfach besserwisserisches Verhalten vorgeworfen wurde, wenn ich so was behaupte. Nun, vielleicht weiß ich einiges besser. Was ich allerdings nicht weiß ist, wie man anderen Menschen erfolgreich nahebringen kann, sich so zu verhalten, dass Katastrophen sich nicht wiederholen. Ist schon genügend Leid erfahren worden, dass man endlich aus dem Schaden klug wird?

Hier ein Bild von 1994. Als eine der ersten Aktionen auf der Fläche, auf der jetzt das Waldgartendorf am Triesch gedeiht, habe ich Rinnen (Swales) gezogen. Diese sind auch heute noch vorhanden. NOCH NIE hatte ich auf dem Gelände schwere Schäden bei Hagel oder Starkregen, und das Gelände hat eine ganz schön starke Neigung (auf dem Bild nicht gut erkennbar):

Diese Rinnen stoppen Starkregen und geben dem Wasser Zeit zu versickern. Mittlerweile kenne ich noch weit bessere Verfahren (z.B. Keyline-Design und Yeomans-Pflüge). Mal sehen, wie lange es dauert, bis eine sinnvolle und sachgerechte Art an Landschaftsgestaltung und Landwirtschaft durchsetzt.

1 Gedanke zu „Werden Landwirte durch Schaden klug?“

  1. und wenn man die Felder nicht mit solch schweren Geräten befahren würde, dann wäre die Erde auch nicht so komprimiert und könnte so mehr Wasser, Luft, Leben, Wurzeln aufnehmen/halten/weitergeben. So wie ein zerdrückter Schwamm nicht mehr so viel aufnehmen kann wie ein “fluffig entspannter” Schwamm 🙂 Aber vielleicht würde so ein Boden bei gaaanz starkem Regen das AUCH nicht schaffen (?)
    Jedenfalls besser meistern als der “harte zerdrückte angespannte leblose überdüngter” Boden.
    Noch ein paar Bäume hinzu und anderes Gewächs um die Wurzeldichte zu erhöhen und ZACK, oder? Na ja…andere überzeugen was zu ändern ist meistens vergebens, deshalb einfach selber für seinen Garten/Land umsetzen und als Vorbild dienen ist meine Meinung.

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