Seit Jahrzehnten gibt es eine auffallende Tendenz bei der Verwendung von Daten:
Man wurde daran gewöhnt, dass man immer und überall komplett überwacht und ausspioniert werden kann und auch wird.
Beispiele gefällig?
- Bei Benutzung von Facebook, WhatsUp oder ähnlichem ist bekannt, dass alle im Gerät gespeicherten privaten Adressen irgendwo in die weiten Welten der elektronischen Wolken kopiert werden.
- Mobile Telefone übermitteln laufend den eigenen Standort und natürlich auch die eigene Identität, damit können Handybenutzer jederzeit lokalisiert werden. Das wurde sogar auch als wertvoll beworben, beispielsweise, damit die eigenen Kinder im Fall von Entführungen wieder gefunden werden können (habe gerade keine Muse nach dem entsprechenden Link su suchen).
- Über den Autobahnen wurden Kamerabrücken montiert, die angeblich nur LKWs kontrollieren und dies angeblich auch nur für Autobahnmaut. Aber wissen wir wirklich, ob das nur dafür genutzt wird?
- In Banken, an Tankstellen, in Supermärkten, Bahnhöfen, in Regionalbahnen, auf öffentlichen Plätzen, eigentlich schon fast überall, wurden Überwachungskameras aufgestellt, die laufend Aufzeichnungen machen können
- Wenn man reisen will, ja wenn man als Person nur „exisitieren“ will braucht man Ausweise, Pässe etc. Um die zu bekommen muss man viele Daten angeben und sogar Fotos vom Gesicht und manchmal gar Fingerabdrücke. Dies wird alles elektronisch verarbeitet und weiter verbreitet sowie in Gesichtserkennungssoftware verarbeitet. Schon vor 30 Jahren las ich in einem Fachbuch, dass es möglich sei von Fotos von Demonstrationen, die Gesichter, zu identifizieren und die Adressliste der zugehörigen Personen auszudrucken.
- Immer wieder sah ich Laptops, bei denen die eingebaute Kamera überklebt war, weil bekannt ist, dass diese Kamera auch fremdgesteuert werden kann und so das Büro, der Lebensraum etc. ausspioniert werden kann.
- Einwohnermeldeämter geben Daten weiter an private Firmen (GEZ/Beitragsservice).
- Bei Benutzung von EC-Karten und Payback-/Vorteils-/Firmen-Karten kann das Einkaufsverhalten derart gespeichert und ausgewertet dass, dass Persönlichkeitsprofile erstellt werden können, da kann es einen grausen, ausser man hat keinerlei Bedürfnis an Privatleben.
- Per Satellit, Flugzeug, Hubschrauber und Drohnen gibt es Luftraumbilder, Überwachung von oben.
- Neuere Kreditkarten haben einen NFC-Funkchip eingebaut und ermöglichen einerseits das berührungslose Bezahlen (Karte an der Kasse nur zeigen), aber sie ermöglichen auch den kontaktlosen Diebstahl durch Fernauslesung:
Man könnte Beispiele ohne Ende auflisten, Bücher schreiben und Listen von Büchern dieser Art aufstellen.
Jede Menge Daten, die man als privat empfindet, sind mit entsprechendem Aufwand auszuspionieren.
Sehr deutlich macht dies ein Film aus Belgien erkennbar: In der Fußgängerzone steht ein Zelt eines Wahrsagers, Gedankenlesers, der seeehr viel weiß von den Menschen, die in seine Jurte kommen. Bitte bis zum Ende anschauen!!!
All dies ist bekannt, seit Jahren wurde es immer krasser. Über die Fakten hinaus gibt es noch Gerüchte ohne Ende, die stimmen können oder auch nicht, beispielsweise, dass alle eMails von Geheimdiensten gespeichert und automatisch gelesen und ausgewertet werden, dass alle Telefonate mitgeschnitten und ausgewertet werden, dass alle PCs ausspioniert werden und so weiter (Bundestrojaner etc.).
Was macht der Mensch in so einer Lage? Man kann auf einzelne Sachen verzichten, zB Facebook, WhatsUp, Handy, Payback, Firmenkarten und so weiter. Man kann möglichst häufig mit Bargeld bezahlen statt mit Karte. Man kann andere Menschen warnen vor Facebook, WhatsUp usw. All dies mache ich so und trotzdem bin ich sicher, es kann jeder Geheimdienst (und nicht nur der) eine gigantische Menge an Daten über mich herausfinden. Ok, ich veröffentliche auch vieles meiner Gedanken und aus meinem Leben. Vielleicht ist ist mein Nichtteilnehmen an den Datenkraken wie Facebook und Co mein persönlicher Ausgleich zu meinen Veröffentlichungen. Auf jeden Fall ist mir klar, dass es keine vollständige Datensicherheit geben kann, wenn man nur im Geringsten mit anderen Menschen in Kontakt tritt.
Was höre ich immer wieder als Kommentar zum Thema? „Da kann man eh nichts machen“ und „ich habe doch nichts zu verbergen“. Na ja, wenn dann, wie oben im Film, die Kontodaten ausspioniert werden und über das eigene Konto etwas gekauft wird, dann würde man vielleicht doch merken, dass man einiges lieber verborgen hätte…
Und was ist die aktuelle Lage am Datenmarkt?
Die sogenannte Datenschutzgrundverordung (DSGVO) ist zum heißen Thema geworden. Praktisch täglich bekomme ich eMails von Firmen, die darum bitten sich neu für ihre Newsletter anzumelden wegen der DSGVO, reihenweise werden Blogs und soziale Netzwerke geschlossen, Firmen bangen um ihr Existenz, weil nicht 100% absehbar ist, wie man was alles schützen kann, selbst wenn man wollte. Es steht im Raum die Sorge um Abmahnungen, selbst wenn man alles richtig gemacht haben sollte, nur ist praktisch gar nicht erkennbar was denn nun „richtig“ ist, daher lieber alles abschalten und flüchten? Oder Kopf in den Sand und abwarten?
Neben dem Zeitaufwand laufend eingehende Viagra-und-co-Spam-eMails zu löschen kommen jetzt noch Werbeemails dazu mit dem Betreff „Schützen Sie sich vor Abmahnungen durch DSGVO“.
Ist das Ganze jetzt nun mehr als eine neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird?
Soll nur von irgendwas anderem abgelenkt werden? Von was?
Schwer zu sagen. Die Zukunft wird es zeigen.
Wie geht man jetzt damit am Besten um?
Meine Empfehlung: An erster Stelle: Keine Panik.
Tief durchatmen.
Wenn Ängste auftauchen: Als erstes sich den eigenen Gefühlen zuwenden und reinspüren, woher die Bereitschaft kommt bei Drohungen das Gefühl der Angst bekommen zu können. Wurde man schon mal bedroht? Hatte man schon mal Angst? Gut, dieses Gefühl gehört zur Palette der möglichen Gefühle. Also bitte nicht verdrängen sondern das Sein, wie es ist, spüren. Taucht das Gefühl von Wut oder Hass auf? Auch gut: Einfach das Fühlen, was da ist.
Dieses Spüren von sich selbst ist bei weitem wichtiger als irgendeine Umbauarbeit an Webseiten oder Newslettern. Sicher kann man nach dem Spüren auch mal das eine oder andere an eigenen Webseiten umbauen.
Aber andersrum finde ich es gefährlich: Erst in Panik, wie ein aufgescheuchtes Huhn, irgendwo hin rennen ohne Plan und sich dann womöglich selbst vergessen? (Ich bitte die Hühnerwelt um Verständis, dass ich dieses Bild benutze, ihr verhaltet Euch einfach gelegentlich so, dass Menschen meinen könnten, ihr hättet keinen Plan).
Über den Weg des Fühlens von sich selbst kann man herausfinden inwieweit man andere Menschen verraten oder ausbeuten will, weil man beispielsweise in sich Wut hat oder sich im Mangel empfindet. Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch im Lauf des Lebens diese Gefühle kennenlernt. Das ist weder schlecht noch gut, das gehört einfach dazu.
Andererseits kann man es nie allen anderen Menschen recht machen. Wenn man das versuchen sollte, macht man es mindestens für sich selbst nicht recht. Man kann jedoch Stück für Stück durch den Regenbogen innerer Gefühle durchwandern und bei der Freude ankommen, beim Mitgefühl für sich und andere.
Das kann gehen bis hin zum Mitgefühl für arbeitslose Anwälte, die über Abmahnungen versuchen an Geld zu kommen um zu überleben. Das geht auch bin hin zum Mitgefühl für Politiker, die absurde Entscheidungen treffen, weil sie vor lauter Papierkram, Gesprächen und Entscheidungsdruck gar keine Zeit mehr haben in den Wald zu gehen um aufzutanken.
In den meisten Fällen dürften diese Anwälte und Politiker keinen Familienlandsitz haben, der sich mit Nahrung, Wasser, Frischluft, Lebensraum, Sinn und Glück versorgt. Mit diesem körperlichen, geistig, seelischen Notstand kann man tiefes Mitgefühl haben.
Zusammenfassung bezüglich der als Bedrohung gefühlten DSGVO:
Was kann im schlimmsten Fall passieren? Man kann pleite gehen? Man kann das verlieren, was man aufgebaut hatte? Man kann Achtung und Anerkennung verlieren? Man kann im Knast landen? Man kann getötet werden?
Vieles ist möglich und im Lauf von vielen Leben haben wir als Seelen schon so manches mit unseren Körpern erleben dürfen. Mal sehen, was dieses Mal passiert.
Noch ein Buchtip zum Abschluss dieses Blogbeitrages:
Safi Nidiaye: Herz öffnen statt Kopf zerbrechen