Stützmauer aus gefüllten Säcken (earthbag-Bauweise)

Das Grundstück des Waldgärtnerhauses im Ort Bauhaus grenzt an eine Hoffläche des Nachbarhauses. Der Höhenunterschied beträgt ungefähr einen Meter. Die alte Betonmauer am oberen Rand der Hoffläche war teilweise unterhöhlt, in der davor liegenden Erdböschung fanden sich Reste von uralten umgefallenen Trockensteinmauern.

Aus diesen Steinen wurde im Sommer mit etwas Abstand eine neue Trockensteinmauer gebaut. Allerdings war von Anfang an klar, dass die Anzahl der Steine nicht für den kompletten Stützbedarf reichen wird.

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Insbesondere der hintere Bereich des Geländeversatzes braucht eine zusätzliche Abstützung. Wir haben uns entschieden dort eine Stützmauer aus gefüllten Säcken zu bauen.

Zunächst wurde die Unterhöhlung der alten Mauerkrone mit Beton verstopft:

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Im Rahmen eines Workcamps haben wir geschaufelt um den zukünftigen Sackwand-Bereich freizulegen:

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Am Abend des zweiten Workcamp-Tages lagen schon die ersten Säcke:

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Am dritten Tag kamen wir zügig voran. Zwischen die Sackreihen legten wir Stacheldrahl:

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Die Säcke bestehen aus sehr stabilem PP-Bändchengewebe. Gefüllt haben wir sie mit Kalkschotter 0-16 mm aus einem nahe gelegenen Steinbruch. Verschlossen werden die Säcke mit einer speziellen Falttechnik, kombiniert mit einem verzinkten Nagel.

Am Ende des dritten Tages haben wir im hinteren Bereich schon drei Reihen an Säcken:

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Man kann mit dieser Earthbag-Building-Bauweise sehr kreativ gestalten. Je nach Situation kann man gerade und runde Formen anlegen. In unserem Fall haben wir aus gefüllten Säcken einen Stützpfeiler in die Wand geformt.

Gestern haben wir mehr in die Länge gebaut und einen weiteren Stützpfeiler angefangen:

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Jede Sackreihe liegt etwas versetzt in Richtung Wand. Dadurch entsteht eine Stützwirkung und die Sackmauer kann nicht umkippen. Die Fuge zur Böschung wird laufend mit Kalkschotter verfüllt und gut gestampft. Dadurch gibt es einen kraftschlüssigen Übergang zur Böschung. Sobald die Wand fertig ist werden die Säcke verputzt, beispielsweise mit einem Zementputz. Dies muss zeitnah geschehen, denn die PP-Säcke sind nur kurze Zeit UV-fest. Das heißt, bei längerer Sonneneinstrahlung würden sie sich auflösen.

Jede Sackreihe wird vor dem Verlegen des Stacheldrahtes stark verdichtet mit Erdstampfern:

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Von links nach rechts:
Ein ein Deutschland üblicher Erdstampfer 20 x 20 cm (Klick zu amazon)
Ein in den USA üblicher Erdstampfer 10 x 10 Zoll (Klick zu amazon)
Ein selbstgebauter Erdstampfer 15 x 15 cm
Ein selbstgebauter Erdstampfer 30 x 30 cm

Die selbstgebauten Stampfer haben sich besonders gut bewährt:

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Der Stiel ist ein Feldhackenstiel 135 cm x 3,5 cm Durchmesser. Er steckt in einem Präzisionsrohr aus Stahl mit Innendurchmesser 35 mm, fixiert mit einer durchgehenden Edelstahlschraube M8 und selbstsichernden Mutter. Die Bodenplatte und die Dreiecke bestehen aus 10 mm dickem Stahl wobei die Bodenplatte an den Rändern sehr stark gerundet ist. Dies ist wichtig, damit das Gewebe der Säcke beim Stampfen intakt bleibt. Der größere Stampfer wird genommen um gleichmäßigere Flächen zu erzielen. Der kleinere Stampfer ist gut geeignet um punktueller stärker zu verdichten.

Empfohlene Earthbag-Literatur:

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Emergency Sandbag Shelter and Eco-Village: Manual-How to Build Your Own with Superadobe/Earthbag; Autor: Nader Khalili

Earthbag Building: The Tools, Tricks and Techniques: The Tool, Tricks and Techniques; Autoren: Kaki Hunter und Donald Kiffmeyer

Building With Earth: A Guide to Flexible-Form Earthbag Construction; Autorin: Paulina Wojciechowska
(Titelbild bei Amazon abweichend von dem gelieferten Exemplar)

Earthbag Architecture: Building Your Dream with Bags; Autor: Kelly Hart

Earthbag Building Guide; Autor: Owen Geiger
(Beim Autor kann nur die PDF bestellt werden. Diese habe ich bei epubli in Auflage 1 Stück für Eigenbedarf drucken lassen. Ist zwar recht teuer, aber ich mag real anfassbare Bücher lieber als rein elektronische Dateien)

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In dem erstgenannten Buch “Emergency Sandbag Shelter” gibt es eine mehrseitige Trainingsanleitung für den Bau einer Notunterkunft. Diese Anleitung darf frei weiter gegeben und auch übersetzt werden. Ein paar Ausgaben in verschiedenen Sprachen konnte ich finden. Hier sind die PDF-Dateien:

Englisch
Deutsch
Spanisch
Arabisch

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Kommentare von Workcamp-Teilnehmern:

Von mir gibt es fünf Sterne. Die Bauweise ist individuell gestaltbar, je nach dem was man bauen will. Viel Spielraum für Ideen.
Max D.

Gemeinschaftsstiftend, multidimensional gedacht, wie immer, wenn ich bei Konstantin bin. Die Bauweise: unendlich individualisierbar, extrem stabil, krisensicher, kostengünstig, ermöglicht ausserordentlich organische Bauformen. Alle Daumen hoch.
Christoph K.

Ich nehme mehr mit als nur den Workshop. Das Umfeld zu erleben, Einblicke in Konstantin Ideen und Experimente zu bekommen ist sehr inspirierend.
Marco S.

Das Workcamp teilt sich perfekt zwischen Theorie und Praxis. Die Teilnehmerzahl hat sich ständig verändert, einige blieben nur einen Tag, andere 5 Tage. Auch die Kinder durften helfen und fühlten sich vollwertig. Für uns war es eine sehr wichtige Woche um dem Familienlandsitz in den Gedanken genauer manifestieren zu können. Danke Konstantin. Du bist so wertvoll für uns alle ♡.
Sabrina D. (bei FB: Anastasia Raum der Liebe / Nähere Infos folgen  ?)

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2 Gedanken zu „Stützmauer aus gefüllten Säcken (earthbag-Bauweise)“

  1. Liebe Teilnehmer, Lieber Konstantin,
    Super was Ihr da leistet, tolle Mauer. Ich bin momentan in meinem eigenen Projekt mit meinem 6m GeoDiscDome als Gewächhaus.
    Ansonsten hätte ich gerne mitgemacht. Da der Winter naht und ich noch ein paar Planzen ein wärmeres Plätzchen bieten will. Bin ich hier gebunden.
    Liebe Grüsse Frederic und Angelika.

  2. Hallo!

    Tolles Projekt! Wisst Ihr, ob es in Deutschland erlaubt ist, in Earthbag-Bauweise ein komplettes Haus zu bauen?

    Besten Dank!

    *****
    Hallo Titus,
    diese Frage ist zu allgemein. Zum einen ist Baurecht Ländersache. Zum anderen gibt es Unterschiede für jeden einzelnen Standort. Dann gibt noch gewisse Freiheiten der Gemeinden baurechtliche Ausnahmen zu machen. Es gibt auch Länder (zB BaWü) in denen experimentelles Bauen erlaubt ist usw.
    Mein Motto ist diesbezüglich: Erst einmal mit der Bauweise “Eartbag” überhaupt vertraut machen. Deshalb habe ich eine Mauer gebaut. Dabei habe ich viel dazu gelernt und denke bei weiteren Mauer-Projekten würde ich noch viel mehr dazu lernen. Und erst wenn ich dabei souverän bin traue ich mich an andere Ideen, beispielsweise einen Erdkeller. Ein Wohnhaus mit dieser Bauweise ist für mich derzeit Zukunftsmusik.
    Viele Grüße
    Konstantin

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