Kaum ein Bereich des Lebens wird stärker polarisiert als die Liebe. Auf der einen Seite gibt es Tabus, Schmutz, Gewalt und auf der anderen Seite Verzückung, Extase, romantische Ideale.
Kann man über dieses Thema „sachlich“ schreiben? Nicht wirklich. Es geht ja nicht um Dinge sondern um Gefühle, Empfindungen, Werte, Gedanken, Emotionen, Leitbilder, Dogmen, und vieles mehr.
Der Anlass für diesen Beitrag im Blog ist die wiederholte Beobachtung, dass Leserinnen aus den Anastasia-Büchern herausgelesen haben wollen, das Sex nur zur Zeugung von Kindern gut sei. Auch wirkten auf mich schon mehrfach Anastasia-Buchleserinnen überraschend prüde.
Ich finde es immer wieder interessant, dass beim Lesen des gleichen Buches unterschiedliches gelesen wird. Kann es sein, das die Erwartung des Lesers mehr ausmacht, was gelesen wird, als das was tatsächlich in einem Buch steht?
Nur, wenn dem so sei, wie schreibt man dann überhaupt noch etwas, so dass es verstanden wird, wie es gemeint ist?
Zurück zu den Anastasia-Büchern:
Tatsächlich wird darin negativ über Sex geschrieben!
Band 1, Seite 73:
Wladimir: «Also, einfach nur so Sex zu haben ist deiner Ansicht nach
schlecht?»
Anastasia: «Sehr schlecht. Es führt die Menschen von der Wahrheit weg
und zerstört die Familie. Eine Unmenge an Energie wird auf diese
Weise verschwendet.»
Auf Seite 74 bezeichnet Anastasia Sex auch als „unselig“.
Sie sagt auch: „Nur wird der gewöhnliche Sex dich jetzt abstoßen“.
Das folgende Zitat ist der Absatz, der von manchen Lesern so verstanden wurde, als ob Sex nur zur Zeugung von Kindern gut sei. Einzelne Worte hebe ich durch Fettdruck hervor:
«Was hast du getan, Anastasia? Bin ich jetzt … bin ich etwa im-
potent?»
«Im Gegenteil. Erst jetzt bist du ein richtiger Mann geworden.
Nur wird der gewöhnliche Sex dich jetzt abstoßen. Er wird dir nicht
das geben können, was du jetzt erlebt hast. Eine solche Erfahrung
ist nur dann möglich, wenn du dir von der Frau ein Kind wünschst
und wenn die Frau den gleichen Wunsch hat – mit anderen Worten,
wenn sie dich liebt.»
« … sie dich liebt? Unter solchen Bedingungen kann es nur ein
paar Mal im Leben vorkommen.»
«Das ist aber ausreichend, um ein ganzes Leben glücklich zu sein.
Glaube mir, Wladimir, eines Tages wirst du das verstehen. Die Men-
schen gehen die Verbindung mit dem anderen Geschlecht nur auf
der körperlichen Ebene ein, und das immer wieder. Sie wissen nicht,
dass man auf diese Weise keine wahre Befriedigung finden kann.
Bei wiederholter Betrachtung der Worte, erkennt man leicht, dass Anastasia unterscheidet zwischen zwei Aspekten:
gewöhnlicher Sex, nur körperliche Ebene
und
Liebe, Wunsch nach Kind, wahre Befriedigung
Der folgende Absatz macht die Empfehlung von Anastasia deutlich:
Andererseits können ein Mann und eine Frau, die auf allen Ebenen
des Lebens vereint sind, wie auf einer Welle lichter Verzückung die
große Befriedigung erfahren, vorausgesetzt, sie sind vom Wunsch
nach gemeinsamem Erschaffen getrieben. […] Solche Zufriedenheit,
solches Glück ist nicht von kurzer Dauer …
Ich habe das Wort „allen“ absichtlich fett gedruckt. Zu „allen Ebenen des Lebens“ gehört zweifelsohne auch die körperliche Ebene dazu. Das heißt, dass Anastasia die körperliche Vereinigung durchaus gut heißt, idealerweise bei gleichzeitiger Vereinigung auf allen Ebenen und dem Wunsch nach gemeinsamem Erschaffen. Und das Ganze nicht von kurzer Dauer!
Ein oben schon mal zitierter Satz deutet daraufhin, dass die Menschheit vergessen hat, wie man körperlich liebt:
Sie wissen nicht, dass man auf diese Weise keine wahre Befriedigung finden kann.
Mich erinnert diese Aussage an den spirituellen Lehrer Barry Long:
Er unterscheidet strikt Sex von Liebe und sieht den Hauptgrund für das Elend in der Welt darin, dass Mann und Frau vergessen hätten, wie sie einander lieben müssen. (Zitat aus Wikipedia)
Das von Barry Long geschriebene Buch „Sexuelle Liebe auf göttliche Weise“ kenne und ich schätze ich schon seit Jahrzehnten:
Barry Long hat die Ansicht, dass in ganz frühen Zeiten die Menschen sich bei Begegnung durch körperliche Liebe energetisch aufladen konnten bis sie eine goldene Aura hatten, die größer als ihr Körper war. Dann kam eine Veränderung, etwas störte den Vorgang des Liebens und es entstand bei der Vereinigung eher ein gegenseitiger Energieraub statt eine gemeinsame Aufladung. Einzelne Menschen entschieden sich für Enthaltsamkeit um die innere Energie zu halten. Doch ohne wiederkehrende Aufladung schwächte sich die Aura derart, dass sie nur noch ganz klein golden um den Kopf leuchtete. Diese auf Heiligenbildern dargestellten Heiligenscheine soll es laut Aussage von Barry Long dereinst wirklich sichtbar gegeben haben. Da diese Menschen über deutlich mehr Energie verfügten wie die Allgemeinheit wurden sie als Heilige empfunden und ihr enthaltsamer Lebensstil als sittlich höherstehend gewertet, obwohl die Enthaltsamkeit ein Notprogramm war und eigentlich die körperliche Liebe das höherstehende ist!
Barry Long erklärt in seinem Buch wie man die körperliche Liebe wieder lernt, wie man sie praktiziert, so dass sie heilend wirkt und gegenseitig Energie gibt. Es ist wirklich viel mehr als ein Umdenken. Das was er empfiehlt unterscheidet sich deutlichst von „gewöhnlichem“ Sex.
Zurück zu den Anastasia-Büchern:
Die Kraft der körperlichen Liebe, und der Entzug dieser, ist an dieser Stelle in der Buchreihe erkennbar:
Band 4, Seite 57
«Haltet diese negativen Energien von euch fern! Alle Frauen sollten
den Intimverkehr mit Männern, die sich dem Gedanken der Zerstö-
rung geöffnet haben, strikt vermeiden. So wird diesem destruktiven
Geist die Kraft der Fortpflanzung entzogen.»
«Nicht schlecht! Wenn sich alle Frauen einig wären, würden si-
cher einige Männer in Wissenschaft und Militär reichlich dämlich
aus der Wäsche gucken.»
«Wladimir, wenn sich die Frauen daran halten würden, gäbe es
bald keine Kriege mehr.»
«Phantastisch, Anastasia! Damit hast du das Übel an der Wurzel
gepackt. Welcher Mann wird schon noch kämpfen wollen, wenn
dann keine Frau mehr mit ihm schläft? Dann könnte er auch keine
Nachkommen mehr haben.»
Dann gibt es ein Zitat, dass nicht direkt auf körperliche Liebe verweist, jedoch auf eine besondere weibliche Kraft:
Band 2, Seite 75:
Die Kelten wurden wiederholt von römischen Legionen ange-
griffen. Die letzte Schlacht fand an einem Fluss statt. Da erblick-
ten die Römer unter den Kriegern Frauen mit offenem Haar. Die
römischen Feldherrn wussten: In Gegenwart solcher Frauen wür-
den sie für einen Sieg über die Kelten eine sechsfache Übermacht
brauchen. Warum das so war, wussten die erfahrenen Heerführer
nicht, und auch die Geschichtsforscher von heute haben dafür keine
Erklärung. Es muss aber offenbar irgendeine besondere Bewandtnis
mit diesen unbewaffneten Frauen mit offenem Haar gehabt haben.
Ein ganzes Kapitel steht sogar unter dem Thema: „Liebe und die Kampffähigkeit eines Staates“:
Band 8 Teil 2, Seite 79 bis 81:
[…] Lasst uns mal darüber nachdenken, warum es in der Zeit vor der Entstehung
der ersten russischen Fürstentümer über Jahrtausende hinweg keiner feindlichen
Armee gelungen ist, unser Territorium zu besetzen? […]
In der von uns betrachteten Zeit lebten fast alle Menschen auf dem
Territorium unseres heutigen Staates in ihren Familiensiedlungen. […]
Die Menschen vernichteten den Feind, der ihre Heimat
überfallen hatte. Sie hatten etwas zu verteidigen. Das Wort “Heimat” war für
sie kein entfremdeter, abstrakter Begriff. Sie alle besaßen Familienländereien,
auf denen bereits ihre Vorfahren gelebt hatten. Und nun besiedelten sie mit
ihren Familien, Kindern, Enkeln und Urenkeln dieses Land selbst und betrach-
teten es als ihr Zuhause.
In ihren Familien herrschte die Liebe. Daher verteidigten sie ihre geliebten
Mütter, Väter und Kinder. Sie verteidigten ihre Liebe! Aus diesem Grunde
waren sie unbesiegbar.
Passend dazu habe ich vor kurzem eine Buchbeschreibung vom Buch Der Venus-Code gelesen. Darin geht es insbesondere um die weibliche Kraft. Das Buch selbst habe ich (noch) nicht gelesen. Es wendet sich auch nicht an Männer, sondern nur an die Weiblichkeit. Ich zitiere aus der Buchbeschreibung:
Die sexuelle Energie ist eine der wichtigsten Arten der bioelektrischen Energie in der Natur, die durch den menschlichen Organismus hervorgebracht wird. Doch die wichtigste Rolle wird dabei der weiblichen Sexualenergie zugewiesen. Von ihrer Qualität und ihren Möglichkeiten her überwiegt sie alle anderen bekannten Arten von Energie (dazu gehört auch die männliche Sexualenergie), sodass die alten Chinesen sie sogar als „Lebenselixier“ bezeichneten. Wie unwahrscheinlich das auf den ersten Blick auch anmuten mag, doch für einen Mann ist die weibliche sexuelle Energie eine Quelle der Gesundheit und des Erfolgs in der Gesellschaft. Hinter jedem erfolgreichen Mann (ungeachtet dessen, welche sexuelle Orientierung er ausübt) steht immer eine Frau, deren Energie ihm dazu verholfen hat, zu dem zu werden, was er ist. Zuerst ist dies die Energie seiner Mutter und später ist es dann die Energie der Frau, die sich an seiner Seite befindet. Unabhängig, davon, ob wir das wollen oder nicht, ob wir darum wissen oder nicht, aber den größten Erfolg bei den Männern haben jene Frauen, die über die größten Ressourcen an sexueller Energie verfügen.
Ist es sinnvoll den zwischenmenschlichen Umgang zu trennen von der Art, wie sich Menschen bezüglich Mutter Erde verhalten? Ich sehe hier viele Zusammenhänge. Ich habe einerseits Menschen kennengelernt auf der inneren Reise, strebend nach innerer Harmonie, Lösen von inneren Konflikten, Aufarbeiten von Traumas. Aus dieser inneren Mitte herausgehend erlebte ich sie als sehr angenehm, ehrlich, offenherzig, zärtlich, liebevoll und kraftvoll. Doch oft hatten diese Menschen keinen Garten. Der äußere Naturbezug waren gelegentliche Spaziergänge und Reisen, eher der konsumierende, genießende Bezug zur Natur. Auf der anderen Seite habe ich Menschen kennengelernt, die auf der äußeren Seite des Seins begonnen haben sich der Schönheit des Lebens anzunähern durch produktives Gärtnern und liebevolle Gestaltung der Natur. Gleichzeitig war für mich auch oft erkennbar, dass insbesondere auf der Innenseite, in Herz und Seele, viele Aufgaben noch nicht einmal erkannt, geschweige denn gelöst wurden.
In mir spüre ich große Wertschätzung für beide Herangehensweisen. Beides, das Innen wie das Aussen, gehören zum Sein. Ganz besonders schön wird es werden, sobald innerer und äußerer Weg sich treffen. Dafür passt der Begriff „innere Hochzeit“.
Hallo Konstantin 🙂
Ein sehr spannendes und – meiner Meinung nach – ein viel zu wenig beredetes und beachtetes Thema (Vor allem unter den Paaren).
Ich denke die Schwierigkeit liegt erstmal darin, über den „gewöhnlichen“ Sex hinauszukommen.
Offen dafür sein, Raum und Zeit dafür schaffen, gebend und empfangend sein –
um dann auch das Gefühl zu erspüren, welches heilend, energiespendend, wirklich befriedigend,.. Göttlich ist.
Als Mann seh ich bei uns die grössere Herausforderung – Auf gehts!
http://www.regina-rau.de/F_Deutsch/F_Them_Seit/F_Liebe/L_Long-Lieben01.html
Grüße aus´m Schwoabaländle
Hallo Konstantin,
hehe…mir ist auch schon mal ein Mann aus der ‚Anastasia-Szene‘ begegnet, welcher überzeugt davon ist, dass körperliche Vereinigung ausschliesslich für die Kinderzeugung gedacht ist und alles was darüber hinausgeht zu überwinden sei…
Anastasia schreibt einiges über die körperliche Vereinigung und ich finde sie tut gut daran ‚gewöhnlichen Sex‘ als ’schlecht‘ zu definieren. Doch gibt sie an, dass da mehr ist und zwar nicht nur wenn es um die bewusste Zeugung eines Kindes geht. In Buch 8.1 Kapitel 15 erzählt sie Wladimir aus der Zukunft. Planet Jalmesa. Wladislaw hält einen Vortrag über das Leben des Planeten und die Urahnen von der Erde. In einem Hologramm zeigt er dem Publikum ein älteres Paar, offensichtlich über 100 Jahre alt. Die Frau sagt zum Mann:
‘Ich bin jetzt schon Großmutter und Urgroßmutter, und du umgarnst mich noch genauso wie in meiner Jugend. Noch immer willst du mich dazu bringen, mich mit dir zu vereinen …’, wandte sich die Alte zärtlich an ihren Gefährten.
‘Willst du denn nicht?’
‘Natürlich will ich, Geliebter.’
Augenscheinlich geht auch Anastasia davon aus, dass es mehrere Arten von körperlicher Vereinigung gibt und mehr als 1 ist s.g. ‚gut‘
Ich sehe in der bewussten Zeugung eines Kindes, mit der Formel 1+1=3, in der Tat ein Akt des Schöpfens der besonderen Art, zumal es einer Seele ermöglicht ‚auf die Welt zu kommen‘ um sich in der Materie auszudrücken.
Auch sehe ich in der körperlichen Vereinigung mit der Formel 1+1=1 eine Möglichkeit bedeutende Energie zu generieren. Ich sehe es wie Anastasia, dass das Paar dabei bewusst auf ALLEN Ebenen vereint/offen sein muss.
P.S. Übrigens bin ich auf der Suche nach der oben zitierten Stelle über folgendes gestolpert Buch 8.1. Kapitel 15 Seite 182
“Ich sprach vorhin mit deinem Großvater, Anastasia. Er war ganz aufgeregt und erzählte mir von der Notwendigkeit irgendwelcher Worte über die Ewigkeit. Er meinte, die Worte sollten so beschaffen sein, dass der Mensch sie nicht nur mit seinem Verstand oder seiner Vernunft, sondern auch gefühlsmäßig erfassen könne. Sind solche Worte wirklich so wichtig?”
“Ja, Wladimir, aber nicht die Worte selbst sind wichtig, sondern dass die Menschen sie begreifen. Und um dies zu erreichen, sind natürlich die Worte selbst wiederum auch wichtig.”
Das nur mal nebenbei zum Thema Macht der Worte und wie Anastasia es ’sieht‘ 😉
Lieben Gruss
jacqueline
Hallo Jochen,
du schreibst zu deinen Worten: Als Mann sehe ich bei uns die grössere Herausforderung.
Ich orte die Herausvorderung des Mannes darin, dass er seiner Frau eine derartige Geborgenheit zu vermitteln fähig ist, dass sie sich ihm bewusst auf allen Ebenen öffnen mag. In dieser Öffnung erkenne ich die ‚Macht der Frau‘. Für einen Mann ist es leicht möglich eine Frau rein körperlich zu gewinnen, gar ist es ihm körperlich möglich dies mit Gewalt zu erreichen. In keinem Fall aber ist es einem Mann möglich eine Frau mit Gewalt zu einer bewussten Hingabe auf allen Ebenen zu zwingen.
Ich persönlich gehe davon aus, dass der Schlüssel zur Öffnung in gelebter Wahrhaftigkeit liegt. To be or not to be 😉
Lieben Gruss jacqueline