1961, also vor über 60 Jahren, wurde erstmalig ein besonderes Experiment gemacht. Der Psychologe Stanley Milgram testete dabei die Bereitschaft, Befehle auszuführen, konkret anderen Menschen Stromschläge zuzufügen, selbst wenn diese Stromschläge Schmerzen bis hin zum Tod des anderen Menschen bewirkten. Überraschend waren ca. 2/3 der Probanden bereit bis zum Äußersten zu gehen.
Das Experiment wurde anschließend in einigen Varianten wiederholt.
Das Milgram-Experiment ist meines Erachtens weiterhin von aktueller Bedeutung, insbesondere in Bezug zu militärischen Konflikten, aber auch beim Umgang von Menschen mit staatlichen Vorgaben generell. Es spricht ja nichts dagegen, eine staatliche Vorgabe zu erfüllen, wenn man darin einen Sinn sieht und erkennt, daß man damit anderen Menschen dient. Sofern man jedoch von einer ‚Obrigkeit‘ aufgefordert wird etwas zu tun, in dem man keinen Sinn erkennt und womöglich noch wahrnimmt, daß andere Menschen darunter leiden, dann ist es passend selbst zu entscheiden und nicht nur Aufforderungen und Befehlen zu folgen.
In diesem Kurzfilm, knapp 3 Minuten, sind einzelne Filmsequenzen des Original-Experimentes enthalten:
Sehr beeindruckend ist auch dieser knapp 20 minütige Ausschnitt des Spielfilms „I wie Ikarus“ von 1979, der das Milgram-Experiment gut darstellt:
(Der ganze Film „I wie Ikarus“ findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=BRvfY-tb_Tc die Szene mit dem Milgram-Experiment beginnt bei 1 Stunde, 10 Minuten)
Bei Wikipedia kann man einiges dazu nachlesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment
Zitat aus Wikipedia:
„Das Milgram-Experiment sollte ursprünglich dazu dienen, Verbrechen aus der Zeit des Nationalsozialismus sozialpsychologisch zu erklären.“
Nun das Experiment zeigte, daß obrigkeitshöriges Verhalten nicht nur im Nationalsozialismus sondern bei 2/3 der getesteten Probanden vorkam.
Was meines Erachtens bei dem Experiment fehlt ist die Frage, was dienlich ist, damit Menschen diese lebensgefährliche Obrigkeitshörigkeit entweder nicht entwickeln oder, wenn schon vorhanden, sie ablegen können.
Danke für diese Erinnerung Konstantin. Ich las anschließend, dass bei sehr ähnlichen Experimenten 2016 in England und 2017 in Polen die Probanten mindestens genau so autoritätshörig waren, wie die Probanten in Amerika vor 60 Jahren. Ich würde daraus die These ableiten, dass weder der Sozialismus, noch die freiheitliche Demokratie die Menschen innerhalb von zwei Generationen unabhängiger von Autoritäten werden ließ.
Daraus folgt für mich:
1. Entweder hat das politische System gar keinen Einfluss auf die „Reife des Menschen“, oder dieser Einfluss zeigt sich erst nach langer Zeit.
2. Die Erinnerung an die Gräueltaten des Nazionalsozialismus im öffentlichen Diskurs und in den Schulen hatte keinen messbaren Einfluss darauf, ob die Menschen eher auf eine Autorität oder ihr Gewissen hören.
Es bleibt also Konstantins Frage:
Was lässt die Menschen ihre Obrigkeitshörigkeit ablegen?
Meine Beobachtung/Vermutung ist, dass alle jungen Seelen Führung brauchen und sich immer nach Vorbildern ausrichten, bewusst oder unbewusst. So, wie Katzenjunge ihre Mutter suchen, um sich von ihr zu nähren und sich an ihr zu orientieren, so machen sich alle jungen Seelen auf der Suche nach ihrem Schöpfer. Erst im Laufe der Zeit werden die Kätzchen selbstständiger und so auch die Seelen. Die Mehrheit der Menschen nehme ich als junge Seelen war, die unbewusst den Schöpfer suchen und das zunächst in menschlichen Vorbildern. Das kann aber auch ein cooler Rapper, oder ein Topmodel sein. Erst im Laufe mehreren Verkörperungen wachsen Schöpferkraft und Liebesfähigkeit im Menschen. Der Mensch wird kreativer und geistig selbstständiger. Nur diese geistige Basis, die immer deutlicher wahrnehmbare Stimme der Seele/ des Gewissens machen einen Menschen zunehmend unfähig, anderen Menschen bewusst Schaden zuzufügen.
Individuelles geistiges Wachstum (nicht zu verwechseln mit der Anhäufung von Wissen) ist meiner Ansicht nach der einzige Weg, Menschen frei von Obrigkeitshörigkeit zu machen.
Da man dieses geistige Wachstum zwar beeinflussen, aber nicht beliebig beschleunigen kann, sehe ich keine schnelle Lösung dieses Problems und alle älteren Seelen müssen sich darauf einstellen, noch über lange Zeit vor allem von jungen, obrigkeitshörigen Seelen umgeben zu sein.
In einer „Demokratie“ (wie übrigens auch im Sozialismus, Nationalsozialismus, oder in der Monarchie) bestimmte eine kleine Gruppe von mächtigen Menschen Mithilfe der Mehrheit der jungen Seelen den Kurs der Gesellschaft. Meist schränkte das die Freiheit der älteren Seelen ein, zerstörte die Natur und führte zu Krieg.
Meiner Ansicht nach können die älteren Seelen das Schicksal der Menschheit nur dann ändern, wenn sie sich verbinden, was sich allerdings als äußerst schwierig herausstellt, sogar schwieriger als die vielen zeitweiligen Verbindungen jüngerer Seelen.
Zum einen wächst mit der Reife der Seele ihr Reichtum und ihr Streben nach Unabhängigkeit und Freiheit und zum anderen trägt sie auch die negative Erfahrung begrenzender früherer Verbindungen.
Es gibt keine Losung, der eine ältere Seele noch traut, kein Banner, dem sie noch folgen will, keine vereinsähnsähnliche Struktur, der sie sich anschließen möchte, keinen Guru den sie als absolute Autorität anerkennen könnte.
Wie kann das also gelingen?